Bautzen. Spannende Monate hat Verena Augst, die Leiterin der Kindertagesstätte Zwergenhaus am Kälberstein in Crostau, hinter sich: "Wir mussten überall sein - die Kinder an der Eingangstür entgegennehmen, mit Eltern telefonieren, wie Aufseher haben wir im Flur gestanden", erinnert sie sich an die Wochen während der um sich greifenden Corona-Pandemie. Sie, selbst dreifache Mutter, habe während dieser Zeit vor allem von zu Hause aus gearbeitet - nebenbei gekocht und bei den Hausaufgaben geholfen. "Das war ein ganz schöner Spagat. Das brauche ich nicht nochmal", sagt sie und: "Ich war so froh, als die Schulen und Kindergärten wieder öffneten und ich wieder ganz normal auf Arbeit gehen konnte."
Die drastischen Einschränkungen, wie sie Mitte März und einige Wochen darüber hinaus galten, gehören inzwischen der Vergangenheit an. Vieles wurde seither gelockert. Die Kitas arbeiten wieder im Normalbetrieb. Um den möglichst dauerhaft zu ermöglichen, blieben einige Regeln bestehen. Verena Augst erklärt: "Noch immer müssen Eltern jeden Morgen schriftlich erklären, dass ihre Kinder frei von Symptomen sind. Außerdem müssen sie, im Gegensatz zu den Kindern und dem Betreuungspersonal, Masken tragen, wenn sie sich auf dem Kitagelände bewegen."
Einzelne Eltern sind uneinsichtig
Eigentlich, findet Verena Augst, sei das nicht zu viel verlangt. Und dennoch stößt sie bei der Durchsetzung der Vorschrift immer wieder auf renitente Eltern, die sich gegen die Maske sperren. "Erst heute Morgen kamen wieder zwei Eltern in die Kita und hatten ihre Maske zwar in der Hand, aber nicht über der Nase", sagt Augst. Ein bisschen Verständnis hat sie schon: "Ich komme mir manchmal blöd vor, wenn ich ohne Maske vor den Eltern stehe. Ich verstehe, dass es unschön ist, die Maske zu tragen. Das tut niemand gern", gibt sie zu.
Aber auch die Eltern untereinander achteten stark auf die Einhaltung der Hygienevorschriften, schrien sich mitunter auch schon mal an. Hin und wieder hätten einige von ihnen der Kitaleitung gegenüber sogar mit einer Anzeige gedroht, erzählt Verena Augst von ihren Erfahrungen - betont dabei immer, dass es sich um Einzelne handele; die große Mehrheit die gesetzlichen Vorschriften fraglos akzeptiere und sie als Kitaleiterin nun einmal alle gleich zu behandeln habe.
Ähnliche Erfahrungen wie Verena Augst haben offenbar viele Kindergärten im Landkreis gemacht. Der Kreisverband Bautzen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreibt im Kreis 21 Kitas. Der stellvertretende Geschäftsführer Holm Natschke sagt: "90 Prozent der Eltern halten sich an die Maskenpflicht. Es ist auf jeden Fall eine Minderheit, die immer mal wieder Probleme und Diskussionen verursacht. Aber genau das, dieses tägliche Diskutieren und Ermahnen Einzelner, ist eben schwierig für das Personal in den Kindergärten."
Diese Erfahrung hat auch Yvonne Wilke, Leiterin des DRK-Kinderhauses Findikus in Bautzen gemacht. Inwieweit die Eltern sich an die Verordnungen halten, hänge auch stark von den Menschen selbst ab, erzählt sie von ihren Beobachtungen. Es gebe eben jene, die die Maskenpflicht grundsätzlich boykottieren.
Bislang keine Hausverbote
In allen Einrichtungen, mit denen Sächsische.de sprach, war vor allem das direkte Gespräch mit den Eltern das Mittel der Wahl, um Probleme bei der Einhaltung der Maskenpflicht aus dem Weg zu schaffen. Vor der Möglichkeit, für die betreffenden Elternteile ein Hausverbot auszusprechen, sehen offenbar die meisten Einrichtungen ab. Das sei, findet Holm Natschke, auch ein zu scharfes Mittel, um die Maskenpflicht durchzusetzen. An weiteren Sanktionsmöglichkeiten fehle es den Einrichtungen. Ein Bußgeld für die fehlende Maske gebe es in Sachsen nicht.
Statt auf Bestrafung bauen die meisten Einrichtungen auf das Verständnis der Eltern. Familien hätten, findet Verena Augst, doch besonders unter den Folgen des Lockdowns gelitten. Ihr Appell an alle Eltern ist daher ein simpler: "Seien Sie doch froh, dass die Kitas wieder offen haben! Wenn die zweite Welle kommt, müssen wir wieder zusperren."
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August 11, 2020
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Bautzen: Maskenärger im Kindergarten - Sächsische Zeitung
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