Die Stadt Delmenhorst würde an Schulen und Kindergärten gern gesünderes Essen anbieten. Allerdings fehlt aktuell die Zeit, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. (stevie schulze)
"Ich glaube, wenn mehr Menschen wüssten, wie ihre Nahrung produziert wird, würden sie das nicht mehr essen und auch nicht ihren Kindern vorsetzen lassen", sagt Uwe Dähne (Grüne & Partner). Die jüngsten Vorfälle im Tönnies-Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück und die damit einhergehenden Berichte über die dortigen Arbeitsbedingungen und Produktionsabläufe veranlassten den Politiker nun dazu, einen Antrag für die nächste Sitzung des Schulausschusses am 10. September zu stellen: In diesem fordert er die "Umstellung auf nachhaltiges Mensaessen in allen Delmenhorster Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen", wie es darin heißt. "Es ist doch ekelerregend, wie in den großen Schlachtbetrieben die Tiere getötet und zerteilt werden. Und diese Mengen! Nur so kann das Fleisch auch so billig angeboten werden", sagt Dähne.
Delmenhorst möchte bekanntlich eine Klimamusterstadt werden. Für Dähne ist das ein Argument, dieses Ziel auch beim Mensaessen anzugehen. „Dafür müsste man das Regionale Umweltbildungszentrum, das RUZ, in Hollen beratend hinzuziehen. Das Ziel lautet: Raus aus der industriellen Fleisch- beziehungsweise Nahrungsproduktion und rein in die lokale Produktion“, sagt Dähne und ergänzt: „Denn das gibt es hier ja auch. Wir in Delmenhorst können uns richtig glücklich schätzen, was wir vor Ort so viel nachhaltig und frisch einkaufen können.“ Das RUZ bietet Kurse für Schulklassen an, die sich mit gesunder, saisonaler und auch regionaler Ernährung befassen. Dähne möchte auf Lieferanten zurückgreifen, die regionales und nachhaltiges Essen in die Einrichtungen bringen. „Die gibt es ja. Sicherlich werden die etwas teurer sein, aber ich glaube nicht, dass der Unterschied sehr groß sein wird. Und in bestimmten Fällen gibt die Stadt ja auch Geld dazu“, sagt Dähne.
Im Augenblick bekommen die Schulen und Kitas laut dem Politiker das Essen fertig gekocht vom Lieferanten gebracht. Ideal fände er es, wenn regionale und nachhaltig produzierte Zutaten frisch in den Einrichtungen zubereitet würden. „Gesünder wäre es allemal, aber es gibt kaum die Möglichkeit, dass vor Ort gekocht wird“, sagt er. „Auch für die Kinder wäre es toll, wenn sie selbst öfter die Gelegenheit zum Kochen hätten. Eine Bekannte von mir gibt in der Heideschule Kochkurse für Kinder. Und sie erzählt, dass viele gar keine Tomate mehr erkennen, weil sie Tomaten nur noch verarbeitet kennenlernen. Das ist doch schlimm“, fügt er hinzu.
Eine andere, vor allem gesündere und nachhaltigere Ernährung an Schulen ist auch der Schulverwaltung ein herausragend wichtiges Anliegen. Das berichtete der zuständige Fachbereichsleiter Olaf Meyer-Helfers jüngst im Schulausschuss. „Ideen dazu haben wir viele – allein die Zeit fehlt, ein solches Mensa-Konzept zu erarbeiten“, sagte er. Wie so viele Fachdienste im Fachbereich 40 ist auch der Schulbereich so dünn besetzt, dass die Mitarbeiter mit Großprojekten wie Grundschulentwicklungsplanung oder Umstellung auf G9 schon massiv beschäftigt sind. Und weil die Pflicht nicht leiden darf, muss die Kür leider ausfallen. „Hinzu kommt, dass wir einen absolut unübersichtlichen Strauß an Konstellationen haben“, sagte Meyer-Helfers.
Dieser unübersichtliche Strauß teilt sich so auf: An den weiterführenden Schulen gibt es sechs Mensen, nämlich an der Oberschule Süd, der Integrierten Gesamtschule, sowohl im Haupthaus als auch in der Außenstelle des Max-Planck-Gymnasiums, am Gymnasium an der Willmsstraße, an der Mosaikschule sowie an der Schule Karlstraße sowie zwei Cafeterien an den beiden Berufsbildenden Schulen. Während die Pachtverträge am Willms und den Berufsschulen über die Stadt laufen und die Mosaikschule über eine hauseigene Küche versorgt wird, haben die anderen Schulen ihre Verträge mit den Pächtern direkt abgeschlossen. Sprich: Es müssen viele Gesprächspartner an einen Tisch geholt werden, um ein stadtweites, einheitliches Konzept für mehr Gemüse und weniger Industriefleisch und Fast Food auf die Beine zu stellen.
„Der Schulträger, also die Stadt Delmenhorst, sucht in Kooperation mit den Schulen die Pächter aus. Um die Schulen aber in die Gestaltung des Mittagessens einzubeziehen und die Besonderheiten der Schulen zu berücksichtigen, arbeiten Schulträger und Schule eng zusammen und führen gemeinsam eine Entscheidung herbei“, erklärt Maike Stürmer-Raudszus aus der Stadtverwaltung. „Die inhaltliche Ausgestaltung von Vertragsinhalten obliegt dabei der Stadt Delmenhorst. Aufgrund dessen wäre sie auch bei der Veränderung der Schulverpflegung federführend.“ Das will sie, wie gesagt, ja auch gern sein, aber sie schafft es zeitlich nicht.
July 08, 2020 at 10:32PM
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